Ein paar Nächte schlecht oder zu wenig geschlafen? Das geht natürlich auf die Gesamtperformance und bestimmt hast du das schon einige Male selbst erlebt. Die ersten Anzeichen sind Müdigkeit während des Tages, Konzentrationsstörungen und deine Bestleistungen wirst du an diesen Tagen bestimmt nicht abrufen können. Doch wie genau wirkt sich zuwenig Schlaf speziell auf deine Wahrnehmung aus?
Was ist die Wahrnehmung?
Als Wahrnehmung werden die Informationen bezeichnet, die wir über die Sinne aufnehmen. Also alles was man
- sieht,
- hört,
- fühlt,
- riecht und
- schmeckt.
Unsere Sinnesorgane, die wir dafür benötigen sind die
- Augen,
- Ohren,
- Haut,
- Nase und
- Zunge.
Schlafmangel, so die These, schränkt die Aufnahme, Weiterleitung und Verarbeitung der Sinnesreize ein. Warum?
Funktion der Sinnesorgane
All diese Sinnesorgane haben ganz spezielle Sinneszellen, die unmittelbar mit sensiblen Nervenfasern in Verbindung stehen. Sensible Nerven sind, im Gegensatz zu den motorischen Nerven, Leitungen, die Informationen zum Gehirn leiten. Motorische Nervenfasern sorgen dafür, dass sich deine Augen schließen und nach rechts und links bewegen. Die sensiblen Nervenfasern erhalten von der Netzhaut, den Zapfen und Stäbchen, Impulse, die ans Gehirn weitergeleitet werden. Erst durch die Verarbeitung im Gehirn, kannst du dir ein Bild von der Sache machen.
Ähnlich, funktioniert das mit all den anderen Reizen. Mit den sensorischen Rezeptorzellen der Haut, den Sinneszellen hinter dem Trommelfell im Ohr, den Geschmacksknospen auf der Zunge und den Riechsinneszellen in der Nasenschleimhaut. Im Gehirn landen eigentlich nur elektrische und biochemische Reize durch die sensorischen Nervenbahnen, die zuvor von den Spezialzellen der äußeren Organe aufgenommen wurden.
Schlafmangel & die Auswirkung auf die Wahrnehmung
Leiden die Gehirnzellen, also die Empfänger und Weiterverarbeiter unter zu wenig Schlaf? Oder wirkt sich Schlafmangel bereits auf die reizempfangenden Zellen an den Sinnesorganen aus? Und ab wann wirkt sich Schlafmangel auf die Wahrnehmung aus?
Zunächst gilt es zu unterscheiden, zwischen einem gelegentlichen Schlafdefizit und einem chronischen Schlafmangel. Eine weitere Steigerung wäre die andauernde Unfähigkeit zu schlafen. Bist du 24 Stunden wach, kommt es bereits zu einer eingeschränkten Sicht in Kombination mit nachlassender Konzentrationsfähigkeit. In unrühmlichen Beobachtungen realer Foltermethoden durch Schlafentzug stellte man fest, dass es schon bei einem Schlafentzug ab 36 Stunden zu Halluzinationen und anderen ernsthaften Wahrnehmungsstörungen kommen kann.
Bei Wahrnehmungsstörungen liegt, nach medizinischer Definition, eine Störung im Zentralen Nervensystem (ZNS), im Gehirn vor.
Wahrnehmungsstörungen werden in drei Arten eingeteilt
- Störung der einzelnen Wahrnehmungen der jeweiligen Sinne
- Störung bei der Einordnung dieser Sinnesreize untereinander
- Störung der zeitlichen und räumlichen Einordnung der Sinnesreize
In den meisten Fällen, so auch bei Schlafmangel, sind bei Wahrnehmungsstörungen, in unterschiedlichen Gewichtungen, fast immer alle drei Bereiche beteiligt.
Wahrnehmungsstörungen durch Schlafmangel zeigen sich als
- Aufmerksamkeitsdefizit
- Konzentrationsstörung
- verschwommenes Blickfeld
- unangepasstes Verhalten
- Passivität
- Aggressivität
- Leistungsdefizite
- Wahrnehmungsfehler
- Sensibilitätsstörungen
- Täuschungen, Halluzinationen
Wieso kann Schlafmangel zu Wahrnehmungsstörungen führen?
Für das Sammeln der Gedanken, also die Konzentrationsfähigkeit, sind Gehirnareale im Stirn- und Schläfenhirn zuständig. Stell es dir als eine Art Kommandozentrale vor. Man fand heraus, dass das Gehirn bei Schlafmangel zunächst genauso gut weiterarbeiten kann, nur nimmt es sich zeitweise kurze Auszeiten. Das bekommen die Betroffenen in der Regel gar nicht mit. Vergleichbar ist das mit einem Sekundenschlaf, hier nur auf diese Kommandozentrale bezogen. Durch diese Miniausfälle kann es in der Summe zu einer fehlerhaften Einschätzung und Verarbeitung von Sinneseindrücken kommen.
Was kannst du akut tun, wenn du Wahrnehmungsstörungen hast?
Wenn du in der Nacht zu wenig Schlaf abbekommst, wirst du das in der Regel am Tag darauf direkt zu spüren bekommen. Wichtig ist es dann, dass du die ersten Signale, wie Konzentrationsmangel und Gereiztheit, ernst nimmst und dir so schnell wie möglich Ruhe gönnst. Vermeide schwierige und vor allem verantwortungsvolle Tätigkeiten, wie zum Beispiel die aktive Teilnahme am Straßenverkehr.
Problematisch kann ein schleichender Schlafmangel werden. Richtiger ausgedrückt, ein Mangel an qualitativ guten und erholsamen Schlaf. Die Schlafqualität kann durch seelische oder körperliche Probleme, durch Drogen, Alkohol oder Schlaftabletten stark vermindert werden. Die Symptome werden erst mit der Zeit wahrgenommen. Nicht immer machen die Betroffenen gleich Schlafmangel oder mangelhafte Schlafqualität als Ursache dafür verantwortlich.
Nimm daher unspezifische Symptome wie Müdigkeit und Konzentrationsmangel nicht auf die leichte Schulter. Vor allem, wenn es öfter vorkommt. Überlege, wie es um deinen Schlaf bestellt ist. Meistens lassen sich die Störfaktoren selbst ganz gut herausfinden. Entsprechend solltest du dann keine Zeit verlieren und handeln.
Folgende Parameter können in Frage kommen
- soziale, familiäre Probleme (Stress)
- Krankheiten
- mangelnde Schlafhygiene (Lebensweise, äußere Einflüsse)
Hast du mögliche Gründe für deinen Schlafmangel ausgemacht, scheu dich nicht, gegebenenfalls professionelle, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Manchmal können auch entsprechende Selbsthilfegruppen oder ein klärendes Gespräch mit den Partnern weiterhelfen.
Besonders häufig betroffen sind Menschen
- die permanent unter starken psychischen Druck stehen
- die regelmäßig Medikamente einnehmen
- die regelmäßig Alkohol, Nikotin konsumieren